Konzept der Permakultur
Die Geschichte der Permakultur beginnt in den 1970er-Jahren in Australien – als Antwort auf die zunehmenden Probleme der industriellen Landwirtschaft. Die Begründer waren der Biologe Bill Mollison und sein Student David Holmgren, die beobachteten, wie Monokulturen, Pestizide und Bodenerosion die natürlichen Lebensgrundlagen gefährdeten. Ihr Ziel: ein System zu schaffen, das dauerhaft fruchtbar bleibt – inspiriert von natürlichen Ökosystemen.
Der Begriff „Permakultur“ ist ein Kofferwort aus permanent agriculture (dauerhafte Landwirtschaft), wurde aber bald weitergedacht zu permanent culture – also einer nachhaltigen Lebensweise insgesamt. Schon 1978 erschien das erste Buch Permaculture One, das die Grundlagen legte. Drei Jahre später erhielt Mollison den „Alternativen Nobelpreis“ (Right Livelihood Award) für seine Arbeit.
Interessanterweise hatte die Idee auch historische Vorläufer: Bereits 1911 beschrieb der amerikanische Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King nachhaltige Anbaumethoden in Ostasien unter dem Begriff „permanent agriculture“.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Permakultur von einer landwirtschaftlichen Methode zu einer weltweiten Bewegung – mit Anwendungen in Stadtgärten, sozialen Projekten, Architektur und Bildung. Heute ist sie ein globales Netzwerk von Menschen, die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit miteinander verbinden.
🌍 Grundprinzipien der Permakultur
1. Beobachten und Verstehen der Natur: Bevor etwas gestaltet wird, steht das genaue Beobachten im Vordergrund – wie verhalten sich Sonne, Wind, Wasser, Pflanzen und Tiere am Standort?
2. Kreisläufe schließen: Anstatt Input von außen zu benötigen (z. B. Dünger oder Wasser), sollen die Systeme möglichst autark funktionieren – Kompost, Mulch, Regenwasser, Tierhaltung und Pflanzenvielfalt greifen ineinander.
3. Vielfalt fördern: Monokulturen werden durch Mischkulturen, essbare Pflanzengesellschaften oder Waldgärten ersetzt. Das erhöht Stabilität und Widerstandskraft des Systems.
4. Energieeffizienz und Ressourcenoptimierung: Alles wird so geplant, dass Aufwand und Verbrauch gering bleiben: Wege sind sinnvoll angelegt, Wasser wird gesammelt und gespeichert, Materialien wiederverwendet.
5. Soziale und ethische Grundwerte: Permakultur basiert auf drei ethischen Säulen:
- Earth Care: Sorge für die Erde
- People Care: Sorge für die Menschen
- Fair Share: Gerechtes Teilen der Ressourcen
🍀 Anwendung in Garten und Alltag
- Hügelbeete, Waldgärten, Mulchen, Komposttoiletten, Wasserteiche, essbare Hecken, tiergestützte Kreisläufe (z. B. Hühner als Schneckenvertilger und Düngerlieferanten) – all das sind typische Elemente.
- Auch im Alltag kann Permakultur Einzug halten: etwa durch Konsumbewusstsein, Selbstversorgung, Reparaturkultur oder solidarische Gemeinschaften.
Permakultur ist dabei kein starres System, sondern ein kreativer Gestaltungsansatz, der sich ständig weiterentwickelt – angepasst an Klima, Kultur und Möglichkeiten vor Ort. 🌿🔄✨
🌿 Bill Mollison – der „Vater der Permakultur“
Bill Mollison wurde 1928 in Tasmanien geboren und verbrachte viele Jahre seines Lebens im australischen Busch – als Trapper, Fischer, Holzfäller und in engem Kontakt mit den Aborigines. Diese Erfahrungen prägten sein tiefes Verständnis für natürliche Kreisläufe und das Leben im Einklang mit der Natur.
In den 1970er-Jahren entwickelte er gemeinsam mit seinem Studenten David Holmgren das Konzept der Permakultur – zunächst als Antwort auf die zerstörerischen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft. Ihr Ziel war es, ein System zu schaffen, das dauerhaft fruchtbar bleibt, Ressourcen schont und sich an natürlichen Ökosystemen orientiert.
📚 Vom Buch zur Bewegung
1978 veröffentlichten Mollison und Holmgren das Buch Permaculture One, das schnell internationale Aufmerksamkeit erregte. Drei Jahre später erhielt Mollison den Right Livelihood Award – auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“ – für seine Arbeit.
Er gründete das Permaculture Institute und reiste jahrzehntelang um die Welt, um Kurse zu geben, Projekte zu begleiten und Menschen auszubilden. Sein Leitspruch: „Think globally – act locally“ wurde zum Motto einer ganzen Bewegung.
🌍 Permakultur in Europa und weltweit
Schon Anfang der 1980er-Jahre kam die Permakultur nach Europa – unter anderem durch den Architekten und Permakultur-Lehrer Declan Kennedy, der Mollison nach Berlin einlud. Seither hat sich die Bewegung stark verbreitet: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es heute zahlreiche Permakultur-Projekte, Ausbildungszentren und Netzwerke.
Die Permakultur wurde dabei stetig weiterentwickelt – durch Einflüsse aus der Systemtheorie, Tiefenökologie und indigenem Wissen. Sie umfasst heute nicht nur Gartenbau, sondern auch soziale Strukturen, Bildung, Stadtentwicklung und Klimaanpassung.
🏙️ Permakultur in Schulen und Städten
In Städten wie Kassel, Berlin oder Zürich entstehen essbare Städte, Gemeinschaftsgärten und Schulprojekte, die Permakulturprinzipien praktisch umsetzen. Besonders Schulen nutzen Permakultur, um Kindern nachhaltiges Denken und Handeln beizubringen – durch Schulgärten, Kompostprojekte oder Unterrichtseinheiten zu Kreisläufen und Ökologie.
🌍 Internationale Ausbreitung und Vielfalt
Nach dem Erfolg in Australien verbreitete sich die Permakultur rasch weltweit – besonders in Regionen, die unter Bodenerosion, Wasserknappheit oder sozialer Ungleichheit litten. In Afrika half sie, degradiertes Land wieder fruchtbar zu machen. In Lateinamerika entstanden Projekte, die Kleinbauern unabhängiger von Agrarkonzernen machten. Und in Europa wurde sie zur Grundlage für viele Gemeinschaftsgärten, solidarische Landwirtschaften und ökologische Bildungszentren.
🏙️ Permakultur in der Stadt
Ein besonders schönes Beispiel ist die „Essbare Stadt Kassel“: ein gemeinnütziger Verein, der seit 2009 mit viel Engagement Gemeinschaftsgärten, Selbsternte-Projekte und Obstbaumaktionen in der Stadt organisiert. Hier wird Permakultur nicht nur als Gartentechnik verstanden, sondern als soziale Bewegung – mit Workshops, Filmabenden, Ernteaktionen und Bildungsangeboten für alle Altersgruppen.
Auch in anderen Städten wächst das Interesse: Permakultur fließt in Stadtplanung ein, etwa durch essbare Grünflächen, Regenwassernutzung, vertikale Gärten oder gemeinschaftlich genutzte Flächen. Dabei geht es nicht nur ums Gärtnern, sondern um urbane Resilienz – also darum, Städte widerstandsfähiger, grüner und lebenswerter zu machen.
🧑🌾 Einstieg für alle – auch im Kleinen
Du brauchst keinen Bauernhof, um mit Permakultur zu starten. Schon ein Balkon, ein Hochbeet oder ein kleiner Garten reichen aus. Viele beginnen mit einfachen Elementen wie:
- Mulchen statt Umgraben
- Kompostieren von Küchenabfällen
- Mischkultur statt Monokultur
- Regenwasser sammeln
- Wildbienen fördern
Ein guter Einstieg ist z. B. ein kleines Beet mit Mischkultur oder ein Mini-Waldgarten mit Beerensträuchern, Kräutern und Bodendeckern.
🌱 Permakultur mit Kindern: Lernen durch Erleben
Permakultur ist wie gemacht für Kinder: Sie lernen durch Beobachtung, durch Tun – und durch Staunen. Projekte wie Permakultur-KIDS oder das Buch Children in Permaculture zeigen, wie man mit einfachen Fragen und praktischen Aktivitäten Kinder für Kreisläufe, Nachhaltigkeit und Naturzusammenhänge begeistert. Ob beim Säen, Ernten, Kompostieren oder dem Bau eines Insektenhotels – Kinder erleben unmittelbar, wie alles miteinander verbunden ist. Besonders schön: Viele Schulen und Kitas integrieren Permakultur inzwischen in ihren Alltag – mit Schulgärten, Naturtagen oder kleinen Waldgärten.
🏫 Permakultur in der Schule: Bildung für eine enkeltaugliche Zukunft
Immer mehr Schulen entdecken Permakultur als Bildungsansatz. In Schulgärten wird nicht nur Gemüse angebaut, sondern auch ökologisches Denken gefördert: Wie funktioniert ein Kreislauf? Was bedeutet Vielfalt? Wie kann man mit wenig Fläche viel erreichen? Projekte wie der Bau eines Kartoffelturms oder die Einteilung des Gartens in Permakultur-Zonen machen abstrakte Prinzipien greifbar. Dabei geht es nicht nur um Biologie, sondern auch um soziale Kompetenzen, Verantwortung und Teamarbeit.
🌻 Gemeinschaftsflächen: Permakultur als soziales Projekt
Permakultur lebt von Gemeinschaft. In vielen Städten und Dörfern entstehen Gemeinschaftsgärten, in denen Menschen gemeinsam planen, pflanzen, ernten – und voneinander lernen. Diese Orte sind nicht nur grün, sondern auch sozial: Sie fördern Austausch, Integration und ein neues Miteinander. Besonders inspirierend sind Projekte wie der Permakulturgarten „Waldgeister“ in der Rhön, der mit Lehrpfaden, Workshops und Mitmachaktionen Menschen aller Altersgruppen einlädt, Teil eines lebendigen Ökosystems zu werden.
Quelle
https://keep-it-gruen.de/permakultur_planen/
https://www.permakultur.de/neuigkeit/permakultur-in-der-stadt-wie-kann-das-aussehen
https://essbare-stadt.de/wp/
https://selbstversorgt-leben.de/selbstversorgung/permakultur-fur-anfaenger/